Geschichte von Thomm

Thomm liegt auf einer Höhenlage von 464 m NN. In der 448 ha großen Gemarkung wird die Grauwackenzone des Osburger Hochwaldes vom Ton- und Bänderschiefer abgelöst. Im Norden und Osten bildet der Thommer Bach (im Volksmund auch als Klausbach bzw. Nossernbach bezeichnet) die natürliche Gemarkungsgrenze zu Fell und Herl.

Über die Ursprünge Thomms wissen wir bis heute nur recht wenig. An der westlichen Seite der heutigen Gemarkung verlief in römischer Zeit die Trasse einer Straße von Trier zur Nahe. Ob sich zu dieser Zeit schon eine Siedlung in unmittelbarer Nähe befand, ist nicht auszuschließen, zumal die archäologischen Relikte auf noch ältere Siedlungsspuren deuten. In der Nähe des Neuhinkelhauses befindet sich an einem ehemaligen römischen Nebenweg ein 1939 erstmals untersuchter Grabhügel eines Fürstengrabes. Resultierte aus dieser ersten Untersuchung eine Datierung des Grabhügels in die Zeit der Jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur (um 475-225 v. Chr.), so ergaben neueste Forschungen aus dem Jahre 1993 eine Datierung zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. Ebenfalls befindet sich in der Nähe des Neuhinkelhauses ein keltischer Menhir, den Fritsch in die Mittlere Kupferzeit datiert.

Von der romanischen Form für Grabhügel "tumba" wird auch der Ortsname abgeleitet. Die im liber annalium iurium des Erzbischofs Johann I. von Trier um 1200 überlieferte Namensform "Tumbe" wird bis ins 16. Jahrhundert beibehalten. Erst 1570 wird das Dorf erstmals als "Thom" genannt. Um 1200 wurde in diesem liber annalium für den Trierer Erzbischof in Thomm nur ein halber Hof genannt. In dem Gebiet, das heute die Verbandsgemeinde Ruwer umfasst, erwarb er zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Einkünfte aus dem Hochgericht. Sowohl das Patronatsrecht als auch das Zehntrecht waren kurtrierisches Lehen, das 1328 Bestandteil des kurfürstlichen Schenkamtes war. Im Jahre 1538 kam das Lehen an die Freiherren und späteren Reichsgrafen von Kesselstatt und verblieb dort bis zur Französischen Revolution. Die in der Taxa generalis aus der Zeit um 1330 aufgeführte Pfarrkirche wurde bis ins 17. Jahrhundert immer wieder als Filialkirche von Farschweiler bezeichnet, wahrscheinlich, weil bis zur ersten Nennung eines eigenen Pfarrers in Thomm um das Jahr 1715 die Gemeinde vom Pfarrer aus Farschweiler mit betreut wurde.

neue Kirche
Turmuhr an der alten Kirche
Neue Kirche
Turm der alten Kirche
 
Im Jahre 1788 wurde eine neue Pfarrkirche erbaut, die 1825 und 1844 erweitert wurde. Wurden in Thomm im Jahr 1563 noch 16 Feuerstellen gezählt, so verringerte sich diese Zahl im Jahre 1684 auf nur mehr 12 Feuerstellen. Im Jahre 1848 wurden in Thomm 68 Häuser gezählt. Mit dem Beginn des gewerbsmäßigen Schieferabbaus um 1863 wuchs das Dorf dann bis 1986 stetig an.
Im April 1945 erlitt das Dorf schwere Beschädigungen durch Artilleriebeschuss. Nach dem Kriegsende wurden bis in die 60er Jahre umfangreiche Erneuerungsarbeiten begonnen. In den Jahren 1963 bis 1965 wurde nach den Plänen des Trierer Architekten Heinrich Otto Vogel die neue Pfarrkirche aus heimischen Schieferbruchsteinen errichtet, wodurch auch die besondere Verbundenheit der Thommer Gemeinde mit dem Schieferbergbau deutlich herausgestrichen wird.
 
 
Der Thommer Schieferbergbau

Das Thommer Gewinnungsgebiet erweist sich topologisch betrachtet sehr homogen, da die Abbaugebiete sich nicht epochenabhängig entwickelten, sondern die Abbauzentren über den gesamten Förderzeitraum topologisch gleich blieben. Die Ursprünge des Thommer Schieferbergbaus dürften im Bereich des Sattelberges zu finden sein. Spätestens seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert waren für den Thommer Schieferbergbau zwei Hauptabbaugebiete von Bedeutung.

Zum einen die an den Distrikt "Sattelberg" angrenzenden Distrikte "Heckenberg" und "Hesselnbüsch" und daran angrenzend der Distrikt "An der Köpp", zum anderen der eigentliche "Thommerberg" mit dem angrenzenden Distrikt "Brasilienberg". Bis zur gewerblichen Neustrukturierung des Bergbaus 1863 blieben diese Bereiche Hauptgewinnungsgebiete. Nach 1863 konzentrierte sich der Thommer Schieferbergbau fast ausschließlich auf den "Thommerberg" und den daran angrenzenden "Brasilienberg" mit den verschiedenen Großbergwerken. Bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg änderte sich an dieser Konstellation wenig. Insbesondere an der natürlichen Grenze zwischen Thommerberg und Brasilienberg, dem sogenannten "Mertesnafgraben" lagen die wohl mit Abstand ergiebigsten Gruben, wie beispielsweise die Gruben "Mertesnaf I", "Mertesnaf II", "Neue Mertesnaf", "Mertesnafergraben" und "Alte Graebenkaul". Der Thommer Bergmann Peter Berens beschreibt die Schieferlager am Brasilienberg und an der Köpp wie folgt:

...1. Lager "Im Brasilienberg" - Hier liegt ein Hauptvorkommen, das sehr ergiebig, aber schwer zu erforschen ist. Störungen und der Wechsel der Schichten, sogenannter "Schardel-Adern", erschweren den Abbau.
...2. Lager "Auf der Köpp" - Hier finden sich viele Stollen aus der Anfangszeit des Thommer Bergbaus vor ca. 300 bis 400 Jahren. Dies wird durch die mündlichen Überlieferungen bestätigt. Das Lager ist 150 m breit und durch Quarzschichten gestört. Es verläuft genau in der Streichrichtung (NNO) und ist leicht aufzufinden. In der Tiefe liegt noch ein großer Block Dachschiefer, der eine reiche Ausbeute verspricht.

Bis 1913 wurden ausschließlich die Schieferlager der Thommer Gemarkung ausgebeutet, ab diesem Zeitpunkt expandierte das Kesselstattsche Unternehmen mit der Eröffnung der Grube "Schürzig" auf die Feller Seite des Nosserntales. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb das Unternehmen ab 1951 die Abbaurechte in der "Alten und Neuen Konzer Grube". Dass das Kesselstattsche Unternehmen auch im Laufe des 20. Jahrhunderts nur schwach weiter expandierte, lag in erster Linie daran, dass ab 1934 durch die Anlage eines Förderschachtes die Schieferlager des Thommerberges auf mehreren Sohlen ausgebeutet wurden. Einen derart kostspieligen Schachtbetrieb konnten sich die Feller Unternehmer nicht leisten, so dass diese, anstatt auf mehreren Sohlen abzubauen, in der Regel eher eine neue Grube eröffneten, wenn die Lager einer alten ausgebeutet waren.

Non nobis sed posteris  

Die Informationen stammen aus dem Buch:

 

Ralf Hansjosten: "Non nobis sed posteris"

Geschichte der Bergbaugemeinden Fell und Thomm unter Berücksichtigung der wirtschafts- und sozialhistorischen Besonderheiten des Bergbaus

539 Seiten, viele Abb.

ISBN 3898900428, Verlag Kliomedia, Trier 2001